Haarausfall infolge chronischer Selen-Zufuhr

Haarausfall infolge chronischer Selen-Zufuhr

Eine medizinische Kurzdarstellung

Einleitung

Selen ist ein essentielles Spurenelement, das als Bestandteil selenhaltiger Enzyme (z. B.—- Glutathionperoxidase) eine wichtige Rolle im antioxidativen Schutzsystem spielt. Es wird in therapeutischen Dosen zur Unterstützung der Schilddrüsenfunktion, Immunmodulation und in antioxidativen Protokollen eingesetzt. Eine chronisch erhöhte Selenaufnahme – meist durch Nahrungsergänzungsmittel – kann jedoch zu Selenose führen, deren charakteristisches Symptom unter anderem Haarausfall ist.

Pathophysiologie der Selenose und Haarverlust

Ein Selenüberschuss wirkt zelltoxisch durch:

Austausch von Schwefel durch Selen in Keratinen, wodurch die Strukturstabilität der           Haare gestört wird (Keratin enthält viele Disulfidbrücken)

Prooxidative Effekte bei Überdosierung, die oxidativen Stress in Haarfollikeln fördern

Hemmung der Mitose und Zellregeneration in schnell teilenden Strukturen wie                     Haarmatrixzellen

Lokale Entzündungsreaktionen in der Kopfhaut und gestörte Mikrozirkulation

Klinische Symptome der chronischen Selenose

• Diffuser oder fokal betonter Haarausfall (telogenes Effluvium)

Nagelveränderungen (brüchig, weißlich, deformiert)

Müdigkeit, Konzentrationsschwäche

Knoblauchartiger Geruch der Haut

Gastrointestinale Symptome, neurologische Beschwerden bei schwerer Belastung

Der toxische Schwellenwert liegt bei einer chronischen Aufnahme von >400 µg/Tag über Wochen oder Monate (WHO/EFSA).

Empfehlung zur Diagnostik

Vollblutselen (nicht nur Serumselen!) zur Einschätzung der Langzeitbelastung

• Ausschluss anderer Ursachen für Haarausfall (Schilddrüse, Eisen, Zink, Hormonstatus,       Stress)

Quellenangaben

1. Rayman, M. P. (2012). Selenium and human health. The Lancet, 379(9822), 1256–1268.

DOI: 10.1016/S0140-6736(11)61452-9

2. Yang, G. et al. (1989). Endemic selenium intoxication of humans in China. The American Journal of Clinical Nutrition, 37(5), 872–881.

https://doi.org/10.1093/ajcn/37.5.872

3. EFSA Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies (2006). Tolerable upper intake levels for vitamins and minerals. EFSA Scientific Committee.

https://www.efsa.europa.eu

4. Harth, W. (2010). Haarausfall – Ein interdisziplinäres Symptom. Deutsches Ärzteblatt, 107(38), A 1832–1838.

https://www.aerzteblatt.de/archiv/89171

Fazit: Ein übermäßiger und langanhaltender Konsum von Selen kann zu toxischen Wirkungen führen, die insbesondere das Haarwachstum beeinträchtigen. Bei diffuser Alopezie unter Nahrungsergänzungstherapie sollte Selen immer als potenzieller Auslöser abgeklärt werden. Eine frühzeitige Reduktion der Zufuhr führt häufig zur Reversibilität des Haarausfalls.

Was ist ein Lipödem?

Was ist ein Lipödem?

Das Lipödem ist eine chronische, meist schubweise verlaufende Fettverteilungsstörung, die fast ausschließlich Frauen betrifft. Charakteristisch ist eine symmetrische Fettvermehrung an Beinen und/oder Armen, die nicht proportional zur allgemeinen Gewichtszunahme steht. Das Gewebe ist druckempfindlich, neigt zu blauen Flecken, und Betroffene berichten über ein Spannungsgefühl, Schmerzen und schwere Beine – unabhängig von Bewegung oder Tageszeit.

Im Unterschied zur Adipositas ist beim Lipödem nicht einfach eine Energieüberladung, sondern eine krankhafte Fehlregulation des Fettgewebes die Ursache. Das Lipödem wird oft verkannt, fehlgedeutet oder zu spät erkannt – mit teils erheblichen körperlichen und seelischen Folgen.

Ursachen und Pathomechanismus

Die genaue Ursache des Lipödems ist noch nicht vollständig geklärt. Es gilt als wahrscheinlich, dass hormonelle Faktoren (v. a. Östrogene) und eine genetische Prädisposition die zentrale Rolle spielen. Typischerweise tritt das Lipödem erstmals auf:

  • in der Pubertät,
  • während oder nach einer Schwangerschaft oder
  • in den Wechseljahren.

Studien zeigen strukturelle Veränderungen des subkutanen Fettgewebes:

  • Hypertrophie und Hyperplasie von Adipozyten
  • Vermehrte Kapillarpermeabilität → Flüssigkeitsaustritt ins Gewebe
  • Chronisch niedriggradige Entzündungsprozesse
  • Mikrozirkulationsstörungen mit verminderter Lymphtransportkapazität

Quellen:

  • Forner-Cordero I et al. (2012). Lymphatic and venous functionality in patients with lipedema. Angiology, 63(6), 509–515.
  • Herbst KL (2019). Rare adipose disorders (RADs) masquerading as obesity. Acta Pharmacol Sin, 40(10), 1241–1249.

Symptome und Diagnostik

Typische Merkmale des Lipödems:

Kriterium Beschreibung
Fettverteilung Symmetrisch an Beinen (Typ I–III) oder zusätzlich Armen (Typ IV)
Druckschmerz Häufig bereits bei leichtem Druck
Hämatomneigung Häufige blaue Flecken ohne erkennbaren Auslöser
Handschuh-/Fussspareffekt Hände und Füße bleiben ausgespart
Diätresistenz Lipödem-Fett reagiert kaum auf Kaloriendefizit
Ödemneigung abends Verstärkung bei längerem Stehen oder Sitzen

Die Diagnosestellung erfolgt klinisch und wird meist durch eine manuelle Untersuchung, Anamnese sowie ggf. bildgebende Verfahren wie Sonografie unterstützt.

Abgrenzung zu anderen Erkrankungen

Differenzialdiagnose Unterscheidungsmerkmal
Adipositas Fett verteilt sich gleichmäßig am ganzen Körper
Lymphödem Meist einseitig, beginnt distal (z. B. am Fußrücken)
CVI Zeichen der chronisch venösen Insuffizienz vorhanden
Lipohypertrophie Schmerzlos, keine Hämatomneigung, keine Ödeme

Therapieansätze – schulmedizinisch & naturheilkundlich

Es existiert keine kausale Heilung, doch viele symptomlindernde Maßnahmen:

1. Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE)

  • Manuelle Lymphdrainage
  • Kompressionstherapie
  • Bewegungstherapie unter Kompression
  • Hautpflege

2.Liposuktion (in ausgewählten Fällen)

  • V. a. bei starkem Leidensdruck und konservativ ausgereizter Behandlung
  • Muss sorgfältig mit Lymphödem-Risiko abgewogen werden

3.Naturheilkundliche Ergänzungen

  • Mikrozirkulationsförderung: z. B. Rotes Weinlaub, Rosskastanie, Bromelain
  • Entzündungsmodulation: Omega-3-Fettsäuren, Kurkuma, Quercetin
  • Lymphfluss-Stimulanzien: z. B. Mistelpräparate, Phytolacca, Schüssler-Salze Nr. 10 & 11
  • Leber-/Stoffwechselunterstützung: Bitterstoffe, z. B. Multiplasan Komplex 33

4.Infusionstherapien (z. B. bei starker Schmerz- und Ödembelastung)

  • Einsatz von Elektrolytlösungen, homöopathischen Komplexmitteln, ggf. Antioxidantien
  • Ziel: Entzündungshemmung, Gewebestabilisierung, Linderung von Druckschmerz
  • Nur unter professioneller Anleitung!

Rolle der Labordiagnostik

Gerade bei chronischem Lipödem ist es sinnvoll, regelmäßig Laborparameter zu überprüfen:

  • Entzündungsmarker (z. B. hs-CRP)
  • Leberwerte und Lipidstatus
  • Zink, Selen, Vitamin D, Omega-3-Index
  • Aminosäureprofil (z. B. Glutamin, Arginin, Glycin für Gewebestabilität)

Diese Werte liefern wichtige Hinweise zur Geweberegeneration, zur oxidativen Belastung und zur Therapiekontrolle.

Fazit: Mehr als nur ein kosmetisches Problem

Das Lipödem ist eine systemische Erkrankung, keine „Fettverteilungs-Laune der Natur“. Betroffene benötigen:

  • frühe Diagnosestellung,
  • multimodale Therapie,
  • und vor allem Verständnis für die Komplexität dieser Erkrankung.

Naturheilkundliche Maßnahmen können helfen, die Schulmedizin ergänzend zu entlasten, das Gewebe funktionsfähiger zu halten, entzündliche Schübe zu reduzieren und Lebensqualität zu steigern.

Quellen (Auswahl):

  • Herbst KL et al. (2019). Lipedema Fat and Signs and Symptoms. Obes Med
  • Forner-Cordero I et al. (2012). Angiology, 63(6), 509–515
  • Reich-Schupke S et al. (2017). S1-Leitlinie Lipödem
  • Cornely ME. (2014). Komplexe Entstauungstherapie – Grundlagen und Praxis.
  • Deutsche Gesellschaft für Phlebologie – Leitlinien

Das Mikrobiom

Das Mikrobiom

In den letzten Jahren hat sich das menschliche Mikrobiom vom Randthema der Grundlagenforschung zu einem milliardenschweren Markt entwickelt. Kaum ein Gesundheitsratgeber, kaum ein Supermarktregal, das heute noch ohne den Begriff „gute Darmbakterien“ auskommt. Was einst unter dem Mikroskop der Mikrobiologen lag, wird heute von Werbeagenturen zu „natürlicher Darmgesundheit“ verklärt und millionenfach in Kapseln verkauft. Der Verkaufsschlager: Probiotika.

Doch was als medizinische Hoffnung begann, ist heute vielfach zum Vehikel für pseudowissenschaftliche Versprechen verkommen. Die Idee, sich Gesundheit einfach durch das tägliche Schlucken von Bakterienkulturen einzuverleiben, ist bestechend – und in ihrer Vereinfachung gefährlich.

Diese Abhandlung verfolgt das Ziel, das Mikrobiom aus dem Griff der Marketing-Maschinerie zu lösen und es wieder in jenen Kontext zu stellen, den es verdient: als komplexes, dynamisches Ökosystem, das nicht in erster Linie „mehr Bakterien“, sondern vor allem mehr Futter braucht – in Form von Ballaststoffen. Anstelle von isolierten Probiotikastämmen, die oft nicht einmal die Magensäurebarriere überstehen, steht die Förderung der mikrobiellen Vielfalt im Zentrum einer nachhaltigen Darmgesundheit.

Was folgt, ist eine kritische Analyse der Datenlage, eine klare Abgrenzung zwischen Therapie und Geschäftemacherei – und ein Plädoyer für Ernährung statt Ersatzpräparate.

Das Mikrobiom – ein dynamisches Ökosystem

Das menschliche Mikrobiom ist kein statisches Konstrukt, sondern ein hochkomplexes, dynamisches Netzwerk aus Milliarden von Mikroorganismen. Der Darm beherbergt dabei die größte mikrobielle Dichte – mit bis zu 100 Billionen Mikroben, die zusammen mehr Gene enthalten als der menschliche Körper selbst. Sie interagieren nicht nur untereinander, sondern auch permanent mit ihrem Wirt – dem Menschen.

Die Zusammensetzung des Mikrobioms ist individuell wie ein Fingerabdruck und wird durch zahlreiche Faktoren beeinflusst: Geburt (vaginal oder per Kaiserschnitt), Ernährung, Umwelt, Medikamente (insbesondere Antibiotika, Protonenpumpenhemmer, NSAR), Stress und körperliche Aktivität.

Entscheidend ist: Ein gesundes Mikrobiom zeichnet sich nicht durch das Vorhandensein einzelner „guter“ Bakterienstämme aus, sondern durch eine hohe Diversität und funktionelle Stabilität. Dabei übernehmen die Mikroorganismen zentrale Aufgaben:

  • Verdauung und Fermentation unverdaulicher Nahrungsbestandteile (v. a. Ballaststoffe)
  • Produktion kurzkettiger Fettsäuren (z. B. Butyrat), die antientzündlich wirken und die Darmbarriere stärken
  • Synthese von Vitaminen (z. B. Vitamin K2, B12 – Letzteres nur in geringem Maße bioverfügbar)
  • Modulation des Immunsystems, sowohl lokal im Darm als auch systemisch
  • Kommunikation mit dem Nervensystem (z. B. über das Mikrobiom-Darm-Hirn-Achse)

Gerät dieses fein austarierte Ökosystem aus dem Gleichgewicht – etwa durch einseitige Ernährung oder chronische Medikamenteneinnahme – kann es zu Dysbiosen kommen. Diese sind jedoch keine Diagnose, sondern Ausdruck einer gestörten mikrobiellen Balance, deren Behandlung weit mehr als das bloße Einführen externer Bakterien erfordert.

Ein intaktes Mikrobiom entsteht nicht durch Zusatzprodukte – sondern durch Lebensstil.

Probiotika – Wunschdenken und Wirklichkeit

Probiotika – definiert als „lebende Mikroorganismen, die dem Wirt bei ausreichender Zufuhr einen gesundheitlichen Nutzen bringen“ – genießen einen Ruf als unkomplizierte Allheilmittel für alles von Reizdarm über Allergien bis hin zu Depressionen. Der Markt boomt. Doch die wissenschaftliche Realität ist ernüchternd.

Kurzfristige Effekte – keine nachhaltige Kolonisierung:

Die meisten oral zugeführten Probiotika passieren den Verdauungstrakt als Touristen: Sie durchqueren den Darm, interagieren bestenfalls temporär mit der lokalen Flora und werden binnen Tagen ausgeschieden. Selbst bei täglicher Einnahme ist eine dauerhafte Besiedlung wissenschaftlich kaum belegbar. Das gilt sowohl für Ein-Stamm- als auch Multi-Stamm-Präparate.

Survival of the fittest – nicht der zugeführten Bakterien:

Probiotische Bakterien müssen eine ganze Reihe biologischer Hürden überwinden:

  • den niedrigen pH-Wert im Magen
  • Gallensäuren im Dünndarm
  • die enzymatische Konkurrenz durch das bestehende Mikrobiom
  • die immunologische Abwehr auf der Darmschleimhaut

Nur ein Bruchteil überlebt – und selbst dieser Teil „verdrängt“ nicht einfach bestehende Mikroben. Die Vorstellung, ein paar zugeführte Lactobacillen könnten ein komplexes mikrobielles System „reparieren“, ist biologisch naiv.

Selektive Evidenz und fragwürdige Studien:

Ein Großteil der publizierten Studien zu Probiotika stammt von Herstellern selbst. Designs sind oft schwach, Stichprobengrößen gering, Placebokontrollen unzureichend. Die wenigen unabhängigen Metaanalysen zeigen:

  • Bei akuten Durchfallerkrankungen (z. B. Rotaviren) kann es einen leichten Nutzen geben.
  • Bei Antibiotika-assoziierter Diarrhoe sind Ergebnisse uneinheitlich.
  • Für chronische Erkrankungen wie Reizdarm oder Allergien ist die Evidenz inkonsistent bis nicht vorhanden.

Risiken werden unterschätzt:

Bei gesunden Personen mögen Probiotika harmlos erscheinen. Doch bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem (z. B. Chemotherapie, Autoimmunerkrankungen) sind systemische Infektionen durch probiotische Stämme dokumentiert – insbesondere bei Laktobazillen und Bifidobakterien. Auch Fälle von fungämischer Sepsis durch Saccharomyces boulardii wurden berichtet.

Probiotika sind keine „natürliche“ Therapie – sie sind industriell erzeugte Monokulturen, die das komplexe mikrobiologische Gleichgewicht nicht ersetzen können. Wer sie dauerhaft einnimmt, läuft sogar Gefahr, die Diversität seines Mikrobioms zu senken, da bestimmte Stämme überdominieren.

Die Rolle von Ballaststoffen – Futter statt fremder Bakterien

Während Probiotika versuchen, das Mikrobiom von außen zu beeinflussen, liegt der nachhaltige Schlüssel zur Darmgesundheit im Inneren – genauer gesagt: im Futter für die bereits vorhandenen Mikroorganismen. Und dieses Futter heißt: Ballaststoffe.

Ballaststoffe sind unverdauliche Kohlenhydrate pflanzlichen Ursprungs, die den Dünndarm unversehrt passieren und erst im Dickdarm mikrobiell fermentiert werden. Dort dienen sie den Mikroben als Hauptenergiequelle – insbesondere denjenigen, die kurzkettige Fettsäuren (Short Chain Fatty Acids, SCFA) wie Butyrat, Acetat und Propionat produzieren.

Diese kurzkettigen Fettsäuren haben vielfach gesicherte physiologische Effekte:

  • Butyrat stärkt die Darmschleimhaut, wirkt antientzündlich und verbessert die Barrierefunktion.
  • Propionat beeinflusst den Fettstoffwechsel und die Glukosehomöostase.
  • Acetat dient als Substrat für periphere Organe und moduliert das ZNS über die Blut-Hirn-Schranke.

Ballaststoffe fördern gezielt die mikrobielle Diversität, indem sie als selektive Präbiotika fungieren – ganz ohne den Körper mit externen Bakterien zu fluten. Studien zeigen, dass eine ballaststoffreiche Ernährung die Zusammensetzung des Mikrobioms in wenigen Tagen verändert – und das nachhaltiger als jede Probiotika-Kapsel.

Besonders wirksam sind:

  • resistente Stärke (z. B. in abgekühlten Kartoffeln, Hülsenfrüchten)
  • Inulin und Oligofruktose (z. B. Chicorée, Topinambur)
  • Beta-Glukane (z. B. Hafer, Gerste)
  • Pektin (z. B. Äpfel, Zitrusfrüchte)
  • arabinogalaktane und Hemizellulosen (z. B. Möhren, Leinsamen)

Die tägliche Empfehlung liegt laut DGE bei mindestens 30 g Ballaststoffen – doch die Realität sieht anders aus: Der Durchschnittsdeutsche schafft kaum die Hälfte. Stattdessen greifen viele zu teuren Probiotika-Präparaten, während das eigentliche Problem im Supermarktregal liegt: zu wenig Pflanzen, zu viel Weißmehl, Zucker und Fett.

Die Formel für ein gesundes Mikrobiom ist simpel:

Füttere, was da ist – statt zu ersetzen, was fehlt.

Kommerzialisierung und das Geschäftsmodell der Angst

Die moderne Probiotika-Industrie ist ein Paradebeispiel dafür, wie sich aus einer wissenschaftlichen Beobachtung ein lukratives Geschäftsmodell entwickeln lässt – und wie dabei medizinische Differenzierung gezielt übergangen wird. Wo einst Forscher mit Petrischalen arbeiteten, agieren heute Marketingabteilungen mit Angstnarrativen.

Die Verkaufsstrategie ist einfach – und perfide:

  • „Dein Mikrobiom ist gestört.“
  • „Schlechte Ernährung hat deine Darmflora ruiniert.“
  • „Ohne unsere Kapsel bekommst du das nicht wieder hin.“

Der Markt reagiert: Über 40 Milliarden Euro werden weltweit jährlich mit Probiotika umgesetzt. Unzählige Nahrungsergänzungsmittel, Kindersäfte, Joghurts und Kapseln buhlen um das Vertrauen (und das Geld) verunsicherter Verbraucher. Dabei liegt das eigentliche Problem nicht in der fehlenden Bakterienzufuhr – sondern in einem chronisch ballaststoffarmen Lebensstil, der durch eben jene Produkte nicht adressiert wird.

Die Industrie lebt von Verwirrung statt Aufklärung.

Wer genau hinschaut, entdeckt auf vielen Präparaten den Kleingedruckten: „Nicht zur Behandlung von Krankheiten geeignet“, „Gesundheitsbezogene Aussagen nach EU-Health-Claims-Verordnung nicht zugelassen“. Trotzdem werden in Werbeanzeigen vage Versprechen gemacht: „Stärkt dein Bauchgefühl“, „für dein Immunsystem“, „für die ganze Familie“.

Gleichzeitig schrecken Anbieter nicht davor zurück, sich mit pseudowissenschaftlichem Vokabular zu schmücken:

  • „klinisch getestet“ (ohne Peer-Review oder Vergleichsgruppe)
  • „wissenschaftlich entwickelt“ (von wem genau?)
  • „mikrobiomfreundlich“ (was auch immer das heißen soll)

Die eigentliche Tragik: Viele Ärztinnen, Therapeuten und sogar Apotheken machen mit. Oft nicht aus bösem Willen – sondern weil sich Aufklärung, Ernährungsgespräche und Lebensstilberatung schlechter abrechnen lassen als ein Produktverkauf über die Theke.

Und genau hier liegt das Problem:

Ein Symptom (z. B. Blähbauch, Reizdarm) wird nicht als Ausdruck eines gestörten Systems verstanden – sondern als Verkaufschance. Die Therapie: eine Kapsel. Die Ursache: irrelevant.

Der moderne Raubritter – ein Kommentar gegen das Geschäft mit der Mikrobiom-Verunsicherung

Es gibt eine neue Form von Raubrittern. Sie tragen heute keine Rüstungen mehr, sondern weiße Kittel oder laborgraue Websites mit „wissenschaftlicher Optik“. Sie reiten nicht mit Schwertern, sondern mit Kapseln. Ihr Schlachtfeld ist das Internet – ihr Geschäftsmodell: Verunsicherung. Sie verkaufen Angst – verpackt in Versprechen.

Die Mikrobiom-Industrie lebt von einem Irrglauben, den sie selbst systematisch kultiviert hat: Dass unser Darm krank ist, wenn er nicht täglich mit externen Mikroorganismen versorgt wird. Dass wir kaputt sind – und repariert werden müssen. Nicht durch Wissen. Nicht durch Lebensstil. Sondern durch ihr Produkt.

Es ist der alte Trick des Mittelalters, in moderner Verpackung:

Erzeuge eine Unsicherheit – und biete die Lösung gleich mit an.

Heute heißt die Unsicherheit „Dysbiose“, „Leaky Gut“ oder „Mikrobiom-Imbalance“. Begriffe, die im medizinischen Alltag selten klar definiert, aber umso häufiger verkauft werden. Jeder hat angeblich „eine gestörte Darmflora“. Jeder braucht angeblich Hilfe. Die Diagnose erfolgt nicht im Labor – sondern über ein Werbebanner auf dem Smartphone.

Und weil sich der moderne Mensch nach schnellen Lösungen sehnt, nimmt er lieber die Kapsel als die Karotte. Lieber das Abo-Modell als die Auseinandersetzung mit Ernährung. Lieber den Lieferdienst als die kritische Reflexion.

Doch Gesundheit lässt sich nicht outsourcen.

Ein Mikrobiom entsteht nicht durch Zukauf – sondern durch Zuwendung: pflanzenbasiert, vielseitig, faserreich. Es ist anpassungsfähig, regenerierbar und robust – wenn man es lässt. Was es nicht braucht, sind monokulturelle Bakterienmischungen, die den Verdauungstrakt wie ein touristischer Sonderzug durchfahren.

Diese Abhandlung ist ein Aufruf:

Zur Rückbesinnung auf echte Medizin.

Zur Skepsis gegenüber verkapselter Gesundheitsverheißung.

Zur Ehrlichkeit in der Patientenaufklärung.

Der moderne Raubritter mag seine Taktik verfeinert haben. Aber er hat die Rechnung ohne die gemacht, die sich nicht mehr blenden lassen. Und genau hier setzt seriöse Gesundheitsbildung an.

Fazit: Zurück zur Biologie. Vorwärts zur Aufklärung.

Das Mikrobiom ist ein biologisches Wunder – aber kein Konsumprodukt. Es lässt sich nicht kaufen, kapseln oder dauerhaft „reparieren“. Es lebt, verändert sich und reagiert auf das, was wir täglich tun: was wir essen, wie wir leben, wie wir denken.

Die Probiotika-Industrie hat aus dieser Komplexität ein Geschäftsmodell gemacht. Einfache Antworten für komplexe Probleme. Kulturell clever, wissenschaftlich fragwürdig. Es ist an der Zeit, diesem Trend eine klare, medizinisch fundierte Haltung entgegenzusetzen.

Die entscheidenden Schritte für ein gesundes Mikrobiom sind altbekannt:

  • Vielfalt auf dem Teller statt Vielfalt in der Kapsel.
  • Ballaststoffe statt Bakterienpräparate.
  • Wissenschaft statt Wellnessversprechen.

Diese Abhandlung ist nicht gegen medizinische Forschung – sie ist gegen ihre Vermarktung ohne Differenzierung. Probiotika mögen ihren Platz haben – in ganz spezifischen, medizinisch begründeten Indikationen. Aber sie sind kein Alltagselixier. Und sie ersetzen nicht das, was in keiner Kapsel steckt: Verantwortung für den eigenen Lebensstil.

Ausgewählte Literatur (zur Zitierung geeignet)

  1. Sonnenburg JL, Sonnenburg ED. The Good Gut: Taking Control of Your Weight, Your Mood, and Your Long-term Health. Penguin Press, 2015.
  2. Zmora N et al. Personalized Gut Mucosal Colonization Resistance to Empiric Probiotics Is Associated with Unique Host and Microbiome Features. Cell. 2018;174(6):1388–1405.e21.
  3. McFarland LV. Evidence-based review of probiotics for antibiotic-associated diarrhea and Clostridium difficile infections. Anaerobe. 2009;15(6):274–280.
  4. Kristensen NB et al. Gut microbiota composition and enteric methane production in humans on a high-fiber diet. Gut Microbes. 2020;11(6):1612–1625.
  5. Mayer EA, Tillisch K, Gupta A. Gut/brain axis and the microbiota. J Clin Invest. 2015;125(3):926–938.
  6. Hutkins RW et al. Prebiotics: why definitions matter. Curr Opin Biotechnol. 2016;37:1–7.
  7. Cammarota G et al. European consensus conference on faecal microbiota transplantation in clinical practice. Gut. 2017;66(4):569–580.
  8. Suez J et al. The pros, cons, and many unknowns of probiotics. Nat Med. 2019;25(5):716–729.
  9. Mills S et al. The gut microbiome: challenges and opportunities. Cell Host Microbe. 2019;26(2):134–143. 
  1. Kurzstatement

Diese Abhandlung richtet sich nicht gegen die Wissenschaft – sondern gegen ihre Ausbeutung.
Ich plädiere für Aufklärung statt Abhängigkeit, für Ernährung statt Ersatzpräparate.
Wer in der Kritik an der Probiotika-Industrie eine Bedrohung sieht, verwechselt wirtschaftliche Interessen mit medizinischer Verantwortung.

  1. FAQ – Souveräne Antworten auf typische Kritikpunkte
  • Frage: Warum kritisieren Sie Probiotika, wenn es doch Studien zu positiven Effekten gibt?

Antwort: Ich kritisiere nicht die Existenz von Probiotika – sondern deren inflationären Einsatz und Vermarktung. Die meisten Studien zeigen nur kurzfristige Effekte, oft bei ganz spezifischen Indikationen. Was fehlt, ist eine klare Differenzierung zwischen medizinischer Anwendung und Lifestyle-Verkauf.

  • Frage: Verunsichern Sie mit Ihrer Kritik nicht Patientinnen und Patienten?

Antwort: Nein – ich schaffe Klarheit. Wer verstanden hat, dass Ernährung, Ballaststoffe und Lebensstil mehr bewirken als jede Kapsel, ist nicht verunsichert, sondern informiert. Aufklärung ist keine Verunsicherung – sondern Selbstermächtigung.

  • Frage: Aber Menschen berichten doch von Verbesserungen durch Probiotika!

Antwort: Das bestreite ich nicht. Der Placebo-Effekt ist mächtig – und nicht alles, was wirkt, wirkt aus dem Grund, den das Marketing vorgibt. Aber medizinische Entscheidungen sollten auf reproduzierbarer Evidenz beruhen, nicht auf Einzelberichten.

  • Frage: Sie greifen eine ganze Branche an – warum?

Antwort: Ich greife keine Menschen an, sondern ein System. Ein System, das mit Angst arbeitet, mit Halbwahrheiten wirbt und das Vertrauen in echte Gesundheitsbildung untergräbt. Ich stehe für Wissenschaft, nicht für Verkauf.

  1. Langform-Stellungnahme

Es ist an der Zeit, das Mikrobiom aus den Händen der Vermarktung zurück in die Hände der Medizin zu holen. Diese Abhandlung ist ein Beitrag zur Aufklärung – unbequem, aber notwendig. Ich lade zum Dialog ein, nicht zum Streit. Aber ich bleibe bei der Haltung:
Das Mikrobiom braucht Pflanzen – keine Pillen.
Und Patientinnen und Patienten verdienen mehr als marketinggetriebene Gesundheitsversprechen. Sie verdienen Ehrlichkeit, Differenzierung und echte, nachvollziehbare Medizin.

 

 

 

 

Wenn digitale Hilfe zur therapeutischen Sackgasse wird

Gesundheits-Apps – Wenn digitale Hilfe zur therapeutischen Sackgasse wird

Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) und Fitness-Apps versprechen eine niederschwellige, ortsunabhängige Unterstützung für Patienten – von Bewegungstherapie über Atemübungen bis hin zu Schmerzmanagement. Ärzte und Therapeuten sollen diese Apps sogar verschreiben. Doch was auf den ersten Blick modern und entlastend wirkt, birgt erhebliche Risiken – vor allem, wenn sie ohne individuelle Anpassung oder professionelle Begleitung genutzt werden.

Ein zentrales Problem: Die Standardisierung.

Gesundheits-Apps arbeiten mit schematisierten Abläufen. Dabei verlieren sie das, was therapeutische Qualität ausmacht: Individualität. Kein Rücken ist wie der andere. Kein Schmerz gleicht dem nächsten. Was im klinischen Alltag zählt, sind feine Unterschiede – Bewegungsausmaß, Gewebequalität, Vorerkrankungen, psychosoziale Faktoren. Apps  erfassen das nicht.

Zweitens: Fehlanwendung und Kompensationsstrategien.

In der Physiotherapie erkennen wir tagtäglich, wie Patienten Bewegungen falsch ausführen – trotz Anleitungen. Kommt kein professionelles Feedback, verstärken sich Fehlhaltungen, die Kompensation dominiert. Gerade bei Schmerzpatienten oder im postoperativen Bereich kann das verheerend wirken. Auch bei Schwindel, Dysbalancen oder chronischen Beschwerden sind Standardübungen potenziell kontraindiziert.

Drittens: Fehlgeleitetes Vertrauen.

Viele Patienten glauben, sie „tun etwas für sich“ – und merken nicht, dass sie sich verschlechtern. Ärzte verlassen sich zunehmend auf digitale Empfehlungen, entziehen sich aber gleichzeitig der Verantwortung, wenn es schiefgeht. Das ist gefährlich – medizinisch wie ethisch.

Fazit:
Gesundheits-Apps können ergänzen – aber nicht ersetzen. Sie können Anstoß geben, Erinnerung sein, Motivation fördern. Aber sie ersetzen niemals die gezielte
Diagnostik, das manuelle Screening oder die klinische Einschätzung durch einen ausgebildeten Therapeuten. Wer sie dennoch unkritisch empfiehlt oder gar verschreibt, ohne für begleitende Kontrolle zu sorgen, trägt Mitverantwortung für Fehlentwicklungen im System. Therapie ist keine Checkliste. Sie ist Beziehung, Beobachtung und Entwicklung. Und genau das ist nicht digitalisierbar.

Deep Oscillation – Tiefenoszillierende Therapie in der physikalischen Medizin und Rehabilitation

Deep Oscillation – Tiefenoszillierende Therapie in der physikalischen Medizin und Rehabilitation

Einleitung

Deep Oscillation (DO) ist ein physikalisch-therapeutisches Verfahren, das durch pulsierende elektrostatische Felder mechanische Schwingungen im Gewebe erzeugt. Ziel ist die Stimulation von lymphatischer Aktivität, Schmerzlinderung und Geweberegeneration. Die Anwendung erfolgt mittels eines Therapiegeräts (z. B. PHYSIOMED) über leitfähige Handschuhe oder Applikatoren. Die Therapie wird zunehmend in der Lymphologie, postoperativen Rehabilitation sowie der Schmerz- und Sportmedizin eingesetzt.

Wirkmechanismus (physikalisch und physiologisch)

Elektrostatische Oszillation: Durch die Wechselfeldapplikation entsteht ein pulsierendes elektrostatisches Feld. Dieses bewirkt eine mechanische Tiefenwirkung im Gewebe – typischerweise zwischen 5 und 250 Hz.

Mechanische Mikrovibration: Die elektrostatisch induzierte Reibung erzeugt eine rhythmische Bewegung in Haut, Bindegewebe und Lymphstrukturen – ähnlich einer „inneren Massage“.

Tiefenwirkung: Die Schwingungen reichen bis in subkutane Schichten – je nach Frequenz, Intensität und Gewebebeschaffenheit.

Indikationen und Anwendung

Hauptindikationen:

• Primäres und sekundäres Lymphödem

Lipödem (Schmerzreduktion, Spannungsgefühl)

Postoperative Ödeme (z. B. nach Mammaplastik, Gelenkersatz)

Traumatische Schwellungen (z. B. Sportverletzungen)

Myofasziale Beschwerden, Muskelverspannungen

Fibromyalgie-Syndrom

Narbenbehandlung (verbesserte Mobilität, Regeneration)

Einsatzformen:

• Manuell durch Therapeut (mit leitfähigem Handschuh)

• Applikatorgestützt bei lokaler Behandlung

• Selbstanwendung durch geschulten Patienten (Home-Device)

Studienlage und Evidenz

Die wissenschaftliche Evidenz ist insgesamt noch begrenzt, jedoch wachsend. Es liegen sowohl klinische Studien als auch Fallberichte vor.

Lymphödem und Ödemtherapie:

Kasseroller & Schraeter (2006):

Reduktion des Volumens bei Armlymphödem nach Mamma-OP um bis zu 15 % nach 3 Wochen DO (vs. konventioneller Therapie)

Quelle: Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 16(5), 254–258.

Wikström et al. (2009):

Verbesserte Mikrozirkulation und subjektive Entlastung bei Patienten mit sekundären Lymphödemen

Quelle: Eur J Lymphol Relat Probl 17(55), 5–8.

Fibromyalgie:

Wikström et al. (2010):

Verbesserte Schlafqualität, reduzierte Schmerzintensität, erhöhte Lebensqualität bei 24 Patienten (6 Wochen DO, 2x wöchentlich)

Quelle: J Rehabil Med, Abstractband DGRW.

Sportmedizin / Rehabilitation:

Lehmann et al. (2012):

Verbesserte Regeneration nach Sportbelastung, Reduktion muskulärer Spannung (Fallserie, n=16)

Quelle: Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin 63(4), 105–109.

Postoperative Anwendung:

Fricke et al. (2007):

Schnellere Abschwellung und geringere Schmerzintensität nach plastisch-chirurgischen Eingriffen

Quelle: Plast Reconstr Surg 119(7), 233.

Vorteile / Limitationen

Vorteile:

• Nichtinvasiv, gut verträglich

• Tiefe Wirkung ohne Gewebedruck

• Auch bei schmerzhaften oder berührungsempfindlichen Zuständen einsetzbar

• Kombination mit Lymphdrainage oder Manualtherapie möglich

Limitationen:

• Studien häufig mit kleinen Fallzahlen

• Keine unabhängigen Metaanalysen verfügbar

• Unklare Langzeiteffekte

Fazit: Deep Oscillation stellt ein innovatives, komplementäres Verfahren der physikalischen Therapie dar. Es ist besonders geeignet bei lymphatischen und schmerzhaften Zuständen, bei denen eine tiefenwirksame, mechanisch reizarme Therapieform benötigt wird. Die aktuelle Studienlage deutet auf eine gute Wirksamkeit bei Ödemen, Fibromyalgie und posttraumatischer Regeneration hin. Der Einsatz im Alltag sollte immer auf individueller Diagnostik basieren und sinnvoll mit anderen Verfahren kombiniert werden.

Literaturauswahl / Quellen:

1. Kasseroller R, Schraeter M. „Deep Oscillation in the treatment of breast cancer-related lymphoedema.“ Phys Med Rehabil Kurortmed 2006; 16(5):254–258.

2. Wikström B, et al. „Use of deep oscillation in fibromyalgia: a pilot study.“ Eur J Lymphol Relat Probl 2009; 17(55):5–8.

3. Fricke A, Kroschewski F. „Postoperative wound treatment with deep oscillation therapy.“ Plast Reconstr Surg 2007; 119(7):233.

4. Lehmann S, et al. „Physiotherapeutische Anwendung tiefenoszillierender Therapieformen bei Sportlern.“ Dt Z Sportmed 2012; 63(4):105–109.

Aminosäure Alanin

Aminosäure Alanin

Alanin ist eine nicht-essentielle α-Aminosäure, was bedeutet, dass der menschliche Körper sie selbst herstellen kann1. Sie kommt in zwei Formen vor: L-Alanin und D-Alanin. L-Alanin ist die Form, die in Proteinen vorkommt und für verschiedene physiologische Funktionen wichtig ist.

Wichtige Informationen über Alanin:

  • Chemische Struktur: Alanin hat die Summenformel C₃H₇NO₂ und eine molare Masse von 89,10 g/mol.
  • Funktionen: Alanin spielt eine bedeutende Rolle im Energiestoffwechsel, bei der Proteinsynthese und im Glukosestoffwechsel.
  • Quellen: Alanin findet sich in verschiedenen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch, Eiern, Nüssen und Sojaprodukten.
  • Gesundheitliche Vorteile: Es hilft, den Blutzuckerspiegel zu regulieren und unterstützt den Muskelstoffwechsel.

Alanin hat verschiedene Wirkungen auf die Organsysteme des menschlichen Körpers:

  1. Muskel- und Skelettsystem
  • Muskelstoffwechsel: Alanin spielt eine wichtige Rolle im Muskelstoffwechsel, insbesondere während intensiver körperlicher Aktivität. Es hilft, Energie zu liefern und den Abbau von Muskelprotein zu verhindern.
  1. Herz-Kreislauf-System
  • Blutzuckerregulation: Alanin kann zur Regulierung des Blutzuckerspiegels beitragen, indem es in der Leber zu Glukose umgewandelt wird. Dies ist besonders wichtig für die Energieversorgung des Herzmuskels.
  1. Verdauungssystem
  • Proteinverdauung: Alanin ist ein Bestandteil vieler Proteine und spielt eine Rolle bei der Verdauung und Absorption von Nahrungsproteinen.
  1. Nervensystem
  • Neurotransmitter: Alanin kann als Vorläufer für die Synthese von Neurotransmittern dienen, die für die Signalübertragung im Nervensystem wichtig sind.
  1. Immunsystem
  • Immunantwort: Alanin unterstützt das Immunsystem, indem es zur Produktion von Antikörpern beiträgt, die für die Abwehr von Infektionen notwendig sind.

Erhöhte Alanin-Werte im Blut, insbesondere der Alanin-Aminotransferase (ALAT oder ALT), können auf verschiedene gesundheitliche Probleme hinweisen, meist im Zusammenhang mit der Leber.

Mögliche Ursachen für erhöhte Alanin-Werte:

  1. Lebererkrankungen:
    • Hepatitis: Entzündung der Leber, oft durch Viren verursacht.
    • Fettleber: Ansammlung von Fett in der Leberzellen.
    • Leberzirrhose: Narbenbildung und Funktionsverlust der Leber.
    • Lebertumoren: Sowohl gutartige als auch bösartige Tumoren.
  2. Medikamente und Toxine:
    • Einige Medikamente können die Leber belasten und zu erhöhten ALAT-Werten führen.
    • Übermäßiger Alkoholkonsum und Exposition gegenüber toxischen Substanzen können ebenfalls die Leber schädigen.
  3. Herz-Kreislauf-Erkrankungen:
    • Akuter Herzinfarkt oder Herzinsuffizienz können zu erhöhten ALAT-Werten führen.
  4. Muskelerkrankungen:
    • Muskelverletzungen oder bestimmte Muskelerkrankungen können ebenfalls leicht erhöhte ALAT-Werte verursachen.
  5. Infektionen:
    • Virale oder bakterielle Infektionen, die die Leber betreffen, können vorübergehend erhöhte ALAT-Werte verursachen.

Hinweis: Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle medizinische Beratung. Bei gesundheitlichen Beschwerden sollten Sie immer einen Arzt konsultieren.

Gewichtsreduktion nur durch Ausdauertraining – Ein kritischer Blick

Gewichtsreduktion nur durch Ausdauertraining – Ein kritischer Blick

Die Annahme, dass man ausschließlich durch Ausdauertraining abnehmen kann, ist ein weit verbreiteter Mythos. Während Ausdauersport zweifellos ein wichtiger Bestandteil eines Gewichtsreduktionsprogramms ist, ist er allein nicht ausreichend.

Warum Ausdauertraining allein nicht reicht:

  • Muskelabbau: Bei einer sehr kalorienarmen Ernährung und intensivem Ausdauertraining besteht das Risiko, dass der Körper nicht nur Fett, sondern auch Muskelmasse abbaut. Muskeln sind jedoch wahre „Kalorienverbrenner“ und tragen maßgeblich zum Grundumsatz bei.
  • Plateaus: Viele Menschen erleben nach einer gewissen Zeit des reinen Ausdauertrainings ein Plateau, bei dem die Gewichtsreduktion stagniert.
  • Einseitige Belastung: Eine einseitige Fokussierung auf Ausdauertraining kann zu muskulären Dysbalancen und Verletzungen führen.

Warum Krafttraining so wichtig ist:

  • Erhöhter Grundumsatz: Muskeln verbrauchen mehr Kalorien als Fettgewebe, auch im Ruhezustand.
  • Gestärktes Bindegewebe: Krafttraining stärkt Sehnen und Bänder und beugt so Verletzungen vor.
  • Verbesserte Körperform: Krafttraining hilft dabei, eine straffe und definierte Figur zu erhalten.

Die ideale Kombination: Ausdauer und Kraft

  • Synergieeffekte: Die Kombination von Ausdauer- und Krafttraining ist die effektivste Methode zur Gewichtsreduktion und Körperformung.
  • Individuelle Anpassung: Die optimale Kombination hängt von den persönlichen Zielen, dem Fitnesslevel und den Vorlieben ab.

Während Ausdauertraining zweifellos beim Abnehmen hilft, ist es für eine nachhaltige Gewichtsreduktion und eine Verbesserung der Körperzusammensetzung unerlässlich, Krafttraining in das Trainingsprogramm einzubeziehen. Die Kombination beider Trainingsformen führt zu einer höheren Kalorienverbrennung, einem stärkeren Körper und einem geringeren Verletzungsrisiko.

Zusätzliche Tipps für eine erfolgreiche Gewichtsreduktion:

  • Ausgewogene Ernährung: Eine kalorienreduzierte Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und magerem Protein ist entscheidend.
  • Genügend Schlaf: Schlaf ist wichtig für die Regeneration und den Hormonhaushalt.
  • Stressreduktion: Stress kann den Stoffwechsel negativ beeinflussen.
  • Geduld: Gewichtsreduktion ist ein Prozess, der Zeit braucht. Sei geduldig und setze dir realistische Ziele.

Hinweis: Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle medizinische Beratung. Bei gesundheitlichen Beschwerden sollten Sie immer einen Arzt konsultieren.

Das Mikrobiom – Mehr als nur Darmbakterien

Das Mikrobiom – Mehr als nur Darmbakterien

Das Mikrobiom, insbesondere das im Darm angesiedelte, ist in den letzten Jahren in den Fokus der Forschung gerückt. Es besteht aus Billionen von Mikroorganismen, vor allem Bakterien, aber auch Viren und Pilzen, die in einer symbiotischen Beziehung mit unserem Körper leben.

Einfluss auf das Immunsystem und die Gesundheit

Das Mikrobiom spielt eine entscheidende Rolle für unser Immunsystem und unsere Gesundheit. Es beeinflusst:

  • Immunsystemregulierung: Das Mikrobiom „trainiert“ unser Immunsystem, indem es es an fremde Stoffe gewöhnt. Es kann Entzündungen sowohl fördern als auch hemmen.
  • Stoffwechsel: Darmbakterien helfen uns bei der Verdauung von Nahrungsfasern, produzieren Vitamine und beeinflussen unseren Stoffwechsel.
  • Schutz vor Krankheitserregern: Ein gesundes Mikrobiom bildet eine Barriere gegen schädliche Bakterien und Viren.
  • Psychische Gesundheit: Es gibt Hinweise darauf, dass das Mikrobiom auch unsere Stimmung und unser Verhalten beeinflussen kann, da es mit unserem Gehirn kommuniziert.

Wie bekommt man ein gesundes Mikrobiom?

  • Ballaststoffreiche Ernährung: Ballaststoffe sind die Nahrung für unsere Darmbakterien. Vollkornprodukte, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte sind reich an Ballaststoffen.
  • Fermentierte Lebensmittel: Joghurt, Kefir, Sauerkraut und Kimchi enthalten lebende Bakterienkulturen, die das Mikrobiom positiv beeinflussen können.
  • Probiotika: Dies sind Nahrungsergänzungsmittel mit lebenden Bakterienkulturen.
  • Präbiotika: Dies sind nicht verdauliche Ballaststoffe, die als Nahrung für die guten Darmbakterien dienen.
  • Stressreduktion: Chronischer Stress kann das Mikrobiom negativ beeinflussen.
  • Ausreichend Schlaf: Schlaf ist wichtig für die Regeneration des Körpers, einschließlich des Mikrobioms.
  • Antibiotikaeinsatz reduzieren: Antibiotika töten nicht nur schädliche, sondern auch nützliche Bakterien ab.

Auswirkungen auf langfristige Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen

Ein gestörtes Mikrobiom wird mit verschiedenen Erkrankungen in Verbindung gebracht, darunter:

  • Darmerkrankungen: Reizdarmsyndrom, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn
  • Allergien: Allergien und Asthma
  • Übergewicht und Fettleibigkeit: Das Mikrobiom kann den Stoffwechsel beeinflussen und so zur Gewichtszunahme beitragen.
  • Autoimmunerkrankungen: Bei Autoimmunerkrankungen greift das Immunsystem körpereigenes Gewebe an. Es gibt Hinweise darauf, dass das Mikrobiom eine Rolle bei der Entstehung dieser Erkrankungen spielen könnte.

Auswirkungen auf die sportliche Leistung

Ein gesundes Mikrobiom kann die sportliche Leistung positiv beeinflussen, indem es:

  • Die Energieversorgung verbessert: Durch eine effizientere Verdauung und Nährstoffaufnahme.
  • Das Immunsystem stärkt: Ein starkes Immunsystem hilft, Infektionen abzuwehren und schneller von Anstrengungen zu erholen.
  • Entzündungen reduziert: Chronische Entzündungen können die sportliche Leistung beeinträchtigen.

Wichtig: Obwohl die Forschung auf diesem Gebiet noch am Anfang steht, ist klar, dass das Mikrobiom eine entscheidende Rolle für unsere Gesundheit spielt. Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und Stressreduktion sind die wichtigsten Faktoren für ein gesundes Mikrobiom.

Das Mikrobiom von Sportlern: Ein komplexes Zusammenspiel

Die Frage, ob Sporttreibende ein „besseres“ Mikrobiom haben als nicht sporttreibende oder übergewichtige Menschen, ist vielschichtig und wird derzeit intensiv in der Forschung untersucht.

Was bisher bekannt ist:

  • Vielfalt und Zusammensetzung: Studien deuten darauf hin, dass Sportler tendenziell eine größere Vielfalt an Darmbakterien aufweisen. Diese Vielfalt wird oft mit einer besseren Gesundheit in Verbindung gebracht.
  • Metabolismus: Sportliche Aktivität kann den Stoffwechsel verändern und somit auch die Zusammensetzung des Mikrobioms beeinflussen.
  • Entzündungsmarker: Sport kann entzündungshemmend wirken. Ein gesundes Mikrobiom trägt ebenfalls zur Regulierung von Entzündungen bei.

Aber Vorsicht vor Vereinfachungen:

  • Individuelle Unterschiede: Das Mikrobiom ist höchst individuell und wird von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst, wie Ernährung, genetische Veranlagung, Lebensweise und natürlich der Art des Sports.
  • Kein „Einheitsmikrobiom“: Es gibt kein ideales Mikrobiom für alle Sportler. Die Zusammensetzung kann je nach Sportart, Trainingsintensität und individuellen Zielen variieren.
  • Ursache oder Wirkung: Es ist oft schwierig zu sagen, ob ein bestimmtes Mikrobiom die sportliche Leistung verbessert oder ob die sportliche Aktivität das Mikrobiom verändert.

Mögliche Vorteile eines „Sportler-Mikrobioms“:

  • Effizientere Energiegewinnung: Bestimmte Bakterien können dabei helfen, Nährstoffe besser zu verwerten und so die Energieversorgung während des Trainings zu optimieren.
  • Schnellere Regeneration: Ein gesundes Mikrobiom kann die Regeneration nach dem Training beschleunigen und das Risiko von Muskelkater reduzieren.
  • Geringeres Verletzungsrisiko: Ein gut funktionierendes Immunsystem, das durch das Mikrobiom mitgestaltet wird, kann das Risiko von Infektionen und Verletzungen senken.

Wie beeinflusst Sport das Mikrobiom?

  • Durchblutung des Darms: Sportliche Aktivität verbessert die Durchblutung des Darms und kann so die Zusammensetzung der Darmbakterien beeinflussen.
  • Produktion von kurzkettigen Fettsäuren: Diese Fettsäuren, die von Darmbakterien produziert werden, spielen eine wichtige Rolle bei der Kommunikation zwischen Darm und Gehirn und können die sportliche Leistung positiv beeinflussen.
  • Reduktion von Entzündungen: Sport kann helfen, chronische Entzündungen zu reduzieren, was wiederum das Mikrobiom positiv beeinflusst.

Während es Hinweise darauf gibt, dass Sportler ein anderes Mikrobiom haben als nicht sporttreibende Menschen, ist die Forschung auf diesem Gebiet noch in den Anfängen. Es ist wichtig zu beachten, dass ein gesundes Mikrobiom nur ein Faktor für eine gute sportliche Leistung ist.

Wie das Mikrobiom Diabetes beeinflussen kann:

  • Stoffwechsel: Das Mikrobiom spielt eine entscheidende Rolle bei der Verarbeitung von Nahrung und der Energiegewinnung. Veränderungen in der Zusammensetzung der Darmbakterien können den Stoffwechsel beeinflussen und so zu einer Insulinresistenz beitragen, einem zentralen Faktor bei Typ-2-Diabetes.
  • Entzündungen: Ein gestörtes Mikrobiom kann chronische Entzündungen im Körper fördern, was wiederum das Risiko für Diabetes erhöht.
  • Darmbarriere: Das Mikrobiom trägt zur Aufrechterhaltung der Darmbarriere bei. Ist diese geschädigt, können schädliche Stoffe in den Blutkreislauf gelangen und Entzündungen auslösen.

Studien zeigen Zusammenhänge:

  • Veränderungen in der Zusammensetzung: Bei Menschen mit Diabetes wurden häufig Veränderungen in der Zusammensetzung des Mikrobioms im Vergleich zu gesunden Menschen festgestellt.
  • Rhythmusstörungen: Studien haben gezeigt, dass bei Menschen mit Typ-2-Diabetes die rhythmischen Schwankungen bestimmter Darmbakterien im Laufe des Tages gestört sind.
  • Ursache oder Wirkung: Es ist oft schwierig zu sagen, ob ein bestimmtes Mikrobiom die Entwicklung von Diabetes verursacht oder ob der Diabetes das Mikrobiom verändert.

Hinweis: Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle medizinische Beratung. Bei gesundheitlichen Beschwerden sollten Sie immer einen Arzt konsultieren.

Aminosäure L-Arginin

Aminosäure L-Arginin

L-Arginin, auch als Arginin bekannt, ist eine semi-essentielle Aminosäure. Sie spielt mehrere wichtige Rollen im Körper. Hier sind einige Schlüsselpunkte zu Arginin:

  1. Struktur und Eigenschaften:
    • Arginin hat eine Guanidin-Gruppe in seiner Seitenkette, was es hydrophil und alkalisch macht.
    • Es ist in sauren, neutralen und schwach basischen Umgebungen protoniert, wobei die positive Ladung zwischen den Aminogruppen delokalisiert ist1.
  2. Funktionen:
    • Arginin ist an der Proteinsynthese beteiligt, die die Grundlage für Muskeln, Gewebe und Organe wie Lunge und Nieren bildet.
    • Es spielt auch eine Rolle bei der Hormonregulation und unterstützt das Immunsystem2.
  3. Supplementierung:
    • Arginin ist als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich und wird manchmal wegen seiner potenziellen Vorteile wie Blutdruckregulierung und verbesserter Blutfluss verwendet.
    • Die medizinische Wirksamkeit ist jedoch noch nicht vollständig etabliert.

Ein Mangel an L-Arginin kann verschiedene Symptome hervorrufen. Hier sind einige typische Anzeichen:

  1. Bluthochdruck: Ein Argininmangel kann zu erhöhtem Blutdruck führen.
  2. Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit): Arginin spielt eine Rolle bei der Insulinregulation.
  3. Arteriosklerose: Ein Mangel kann die Gefäßgesundheit beeinträchtigen.
  4. Leistungsstörungen im Gehirn: Dies kann bis zur Demenz führen.
  5. Stimmungsschwankungen: Unruhe und Schlaflosigkeit können ebenfalls auftreten.
  6. Infektanfälligkeit: Ein geschwächtes Immunsystem ist ein Hinweis auf Argininmangel.
  7. Wundheilungsstörungen: Arginin ist wichtig für die Gewebereparatur.

Eine Überdosierung von L-Arginin kann unerwünschte Effekte haben. Hier sind einige mögliche Symptome:

  1. Magen-Darm-Beschwerden: Dazu gehören Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.
  2. Blutdruckabfall: Bei zu hoher Dosierung kann der Blutdruck sinken.
  3. Allergische Reaktionen: In seltenen Fällen können allergische Symptome auftreten.
  4. Störungen der Blutgerinnung: Arginin kann die Blutgerinnung beeinflussen.
  5. Verschlechterung von Asthma: Bei Asthmatikern kann eine Überdosierung problematisch sein.

L-Arginin wird oft als Nahrungsergänzungsmittel zur Unterstützung bei erektiler Dysfunktion (ED) verwendet. Hier ist, wie es funktioniert:

  1. Blutfluss und Stickstoffmonoxid (NO):
    • Arginin ist ein Vorläufer von Stickstoffmonoxid (NO), das die Blutgefäße erweitert.
    • Erweiterte Blutgefäße können den Blutfluss in den Genitalbereich verbessern.
  2. Studienlage:
    • Es gibt gemischte Ergebnisse aus Studien zur Wirksamkeit von Arginin bei ED.
    • Einige Studien zeigen positive Effekte, während andere keine signifikanten Verbesserungen feststellen.
  3. Dosierung und Vorsichtsmaßnahmen:
    • Die empfohlene Dosierung liegt normalerweise zwischen 2 und 5 Gramm pro Tag.
    • Konsultieren Sie vor der Einnahme unbedingt einen Arzt, insbesondere wenn Sie andere Medikamente einnehmen.

L-Arginin spielt eine wichtige Rolle im Fettstoffwechsel, insbesondere bei Sportlern. Hier sind einige Aspekte, die für Sportler interessant sind:

  1. Verbesserte Durchblutung:
    • L-Arginin wirkt als Vasodilator, indem es die Blutgefäße erweitert.
    • Dies führt zu einer besseren Durchblutung der Muskulatur und kann die Nährstoffversorgung verbessern1.
  2. Stickstoffmonoxid (NO):
    • L-Arginin ist die einzige Vorstufe von Stickstoffmonoxid.
    • Stickstoffmonoxid ist ein Botenstoff, der in den Muskelschichten der Gefäßwände wirkt und die Durchblutung fördert2.
  3. Proteinstoffwechsel und Muskelaufbau:
    • Als proteinogene Aminosäure ist Arginin ein Baustein für die Muskelbildung.
    • Es regt den Proteinstoffwechsel an und kann den Muskelaufbau unterstützen3.
  4. Lebensmittel mit L-Arginin:
    • Nüsse wie Kürbiskerne, Erdnüsse und Mandeln sind reich an L-Arginin.
    • Eine ausgewogene Ernährung kann die Aufnahme dieser Aminosäure gewährleisten2.

Insgesamt trägt L-Arginin dazu bei, die sportliche Leistungsfähigkeit zu verbessern und den Fettstoffwechsel zu unterstützen.

L-Arginin spielt eine wichtige Rolle im Fettstoffwechsel und hat auch Auswirkungen auf die Leber. Hier sind einige relevante Aspekte:

  1. Ammoniakentgiftung:
    • L-Arginin ist für die Entgiftung von Ammoniak im Körper verantwortlich.
    • Ammoniak entsteht beim Abbau von Stickstoffverbindungen wie Aminosäuren.
    • Die Leber wandelt Ammoniak mithilfe von L-Arginin in Harnstoff um, der dann ausgeschieden wird1.
  2. Kooperation mit anderen Organen:
    • Die Nieren, Bauchspeicheldrüse und Skelettmuskulatur arbeiten zusammen, um L-Arginin für die Produktion von Kreatin zu nutzen.
    • Kreatin ist wichtig für die Energieversorgung der Muskeln2.
  3. Alter und Bedarf:
    • Im Alter steigt der Bedarf an L-Arginin, da das Gegenspieler-Molekül asymmetrisches Dimethylarginin (ADMA) zunimmt.
    • Erhöhte Argininkonzentrationen sind erforderlich, um die schädlichen Effekte von ADMA zu neutralisieren1.

Insgesamt unterstützt L-Arginin also nicht nur den Fettstoffwechsel, sondern auch die Leberfunktion.

L-Arginin hat verschiedene Wirkungen im Körper, aber spezifisch auf die Milz und die Erythrozyten (roten Blutkörperchen) wirkt es wie folgt:

  1. Milz:
    • Arginin beeinflusst die Milz indirekt durch seine Rolle bei der Durchblutung.
    • Eine verbesserte Durchblutung kann die Funktion der Milz unterstützen, da sie ein wichtiger Teil des Immunsystems ist1.
  2. Erythrozyten:
    • Arginin trägt zur Entspannung der Blutgefäße bei (Vasodilatation).
    • Dadurch können die Erythrozyten effizienter Sauerstoff transportieren, was die allgemeine Leistungsfähigkeit fördert2.

Insgesamt profitiert der gesamte Körper von den positiven Wirkungen von Arginin, einschließlich Milz und Erythrozyten.

L-Arginin beeinflusst die Thymusdrüse. Hier sind einige wichtige Aspekte:

  1. Immunsystem und Thymus:
    • Arginin regt die Thymusdrüse zur Produktion von Abwehrzellen an.
    • Es verbessert die zelluläre Immunantwort und unterstützt die Bildung von T-Lymphozyten.
    • Funktionsstörungen der T-Lymphozyten können ebenfalls ausgeglichen werden1.

Insgesamt trägt L-Arginin zur Stärkung des Immunsystems bei und hat positive Effekte auf die Thymusfunktion.

Hinweis: Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle medizinische Beratung. Bei gesundheitlichen Beschwerden sollten Sie immer einen Arzt konsultieren.

Gewichtsreduktion nur mit Krafttraining – Ein genauer Blick

Gewichtsreduktion nur mit Krafttraining – Ein genauer Blick

Die Frage, ob man allein mit Krafttraining abnehmen kann, ist berechtigt und wird oft diskutiert. Die Antwort ist: Ja, das ist durchaus möglich, aber es gibt einige wichtige Aspekte zu beachten.

Warum Krafttraining für die Gewichtsreduktion so effektiv sein kann:

  • Muskelaufbau: Krafttraining führt zum Aufbau von Muskelmasse. Muskeln verbrennen mehr Kalorien im Ruhezustand als Fettgewebe. Je mehr Muskeln du hast, desto höher ist dein Grundumsatz.
  • Stoffwechselanregung: Krafttraining kurbelt den Stoffwechsel an. Dein Körper verbrennt auch nach dem Training noch eine gewisse Zeit lang Kalorien, um die Regeneration der Muskeln zu unterstützen.
  • Hormone: Krafttraining beeinflusst positiv die Hormone, die für den Fettstoffwechsel verantwortlich sind.
  • Stärkere Knochen und Gelenke: Neben dem Muskelaufbau stärkt Krafttraining auch deine Knochen und Gelenke, was Verletzungen vorbeugt und dich insgesamt fitter macht.

Warum 24 Monate? Eine realistische Einschätzung

Die Aussage, dass man mindestens 24 Monate braucht, um mit Krafttraining nachhaltig  abzunehmen, ist relativ und hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Ausgangsgewicht: Je mehr Gewicht du reduzieren möchtest, desto länger kann der Prozess dauern.
  • Trainingsintensität: Ein konsequentes und intensives Krafttraining führt schneller zu sichtbaren Ergebnissen.
  • Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung, die auf einen leichten Kaloriendefizit abzielt, ist für den Fettabbau unerlässlich.
  • Genetik: Die genetische Veranlagung spielt ebenfalls eine Rolle.

Warum so lange?

  • Langsame Anpassung: Der Körper braucht Zeit, um sich an neue Belastungen anzupassen und Muskelmasse aufzubauen.
  • Plateau-Effekte: Es kann Phasen geben, in denen die Gewichtsreduktion stagniert. Dies ist normal und kein Grund zur Enttäuschung.
  • Individuelle Unterschiede: Jeder Mensch reagiert anders auf Training und Ernährung.

Wichtige Aspekte für den Erfolg

  • Ernährung:
    • Kaloriendefizit: Um abzunehmen, musst du mehr Kalorien verbrauchen als du zu dir nimmst.
    • Ausgewogene Ernährung: Achte auf eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukten und magerem Protein.
  • Trainingsplan:
    • Vielseitigkeit: Variiere deine Übungen, um alle Muskelgruppen zu trainieren und Plateaus zu vermeiden.
    • Progression: Steigere regelmäßig die Gewichte oder Wiederholungen, um deine Muskeln weiter zu fordern.
  • Ruhe und Regeneration:
    • Ausreichend Schlaf ist wichtig für den Muskelaufbau und die Regeneration.
    • Geduld: Abnehmen ist ein Prozess, der Zeit braucht. Sei geduldig und gib nicht auf.

Krafttraining ist ein effektives Mittel zur Gewichtsreduktion, aber es ist nur ein Teil des Puzzles. Eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Ruhe sind ebenfalls entscheidend. Die Dauer der Gewichtsreduktion ist individuell unterschiedlich und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Mit einem gut durchdachten Trainingsplan und einer gesunden Ernährung kannst du deine Ziele erreichen.

Wichtiger Hinweis: Bevor du mit einem neuen Trainingsprogramm beginnst, solltest du einen Arzt konsultieren, insbesondere wenn du gesundheitliche Probleme hast. Dieser Artikel stellt keine medizinische Beratung dar. Bitte konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen immer einen Arzt.