Trinken bei sportlicher Belastung

Trinken bei sportlicher Belastung

Trinken bei sportlicher Belastung

Ein Beitrag von Frank Behnke – Heilpraktiker · Physiotherapie · Sportphysiotherapie

Einleitung

Die Bedeutung einer gezielten Flüssigkeitszufuhr bei sportlicher Belastung ist unbestritten – doch die Umsetzung ist oft fehlerhaft:

Viele trinken zu viel, zu wenig oder das Falsche – und gefährden damit Leistung, Regeneration und im Extremfall sogar ihre Gesundheit.

Diese Abhandlung klärt praxisnah, was bei länger andauernden Belastungen – insbesondere bei Hitze – physiologisch passiert, und welche Trinkstrategie wirklich sinnvoll ist.

Physiologischer Hintergrund

Beim Sport verliert der Körper über Schweiß nicht nur Wasser, sondern auch wichtige Elektrolyte wie:

Natrium (Na⁺)

Chlorid (Cl⁻)

Kalium (K⁺)

Magnesium (Mg²⁺)

•Spuren von Zink und Kalzium

Ein Verlust von mehr als 2 % des Körpergewichts durch Schweiß kann bereits die körperliche Leistungsfähigkeit deutlich mindern, das Herz-Kreislauf-System destabilisieren und die Thermoregulation stören.

(↳ Sawka et al., 2007)

Typische Folgen unzureichender Trinkstrategien:

•gesteigerte Herzfrequenz

•schnellere Erschöpfung

•Kopfschmerzen

•Muskelkrämpfe

•erhöhter Cortisolspiegel

•und bei extremem Fehlertrinken: Hyponatriämie

(↳ Hew-Butler et al., 2015)

Wie viel trinken?

Die Trinkmenge sollte nicht pauschal, sondern individuell angepasst werden.

Allgemeine Empfehlungen lauten:

Belastungsdauer Trinkmenge (bei Hitze)

< 60 Min meist keine Zufuhr nötig, außer bei Hitze

60–120 Min 400–800 ml/h

>120 Min 600–1000 ml/h

Empfohlen wird ein Wiegetest vor und nach dem Training:

Jeder Kilogrammverlust entspricht ca. 1 Liter Schweiß.

Was trinken?

Reines Wasser reicht bei längerer Belastung nicht aus.

Empfohlen werden:

Isotonische oder leicht hypotone Getränke:

•enthalten Natrium (400–700 mg/l)

•ggf. Glukose oder Maltodextrin (6–8 % Kohlenhydratanteil)

•osmotisch angepasst, um Wasseraufnahme im Darm zu beschleunigen

Ungünstig:

•Leitungswasser pur (→ „Verdünnungshyponatriämie“)

•reine Magnesium- oder Multivitamin-Drinks (→ keine akute Wirkung)

•alkoholhaltige Getränke (→ dehydrierend)

(↳ Thomas et al., 2016; Shirreffs, 2005)

Elektrolyte gezielt zuführen

Am wichtigsten ist Natrium, da es Wasser im Extrazellulärraum hält.

Empfehlung:

0,5–0,7 g Natrium pro Liter Trinkflüssigkeit

Ergänzend:

•Kalium (ca. 200 mg/l)

•Magnesium (nur bei Mangel relevant)

•evtl. Elektrolytkapseln bei hoher Schweißrate

Trinkzeitpunkt – nicht zu spät!

Trinken nach Durstgefühl ist bei kürzeren Einheiten sinnvoll.

Aber:

Unter Hitzestress oder intensiver Belastung ist das Durstempfinden verzögert.

Besser:

•300–500 ml ca. 30–60 Minuten vor Belastung

•danach alle 15–20 Minuten kleine Mengen trinken

(↳ Casa et al., 2000)

Praktische Tipps für Training & Wettkampf

Phase Empfehlung

Vorher 300–500 ml, leicht gesalzen oder mit Elektrolytzusatz

Währenddessen alle 15–20 Min. trinken, insgesamt 400–800 ml/h

Nachher Flüssigkeitsverlust ausgleichen: 1,5× Schweißverlust

Sonderfall Hitze ggf. Elektrolyte zusätzlich zuführen (Trinksalze, Kapseln)

Fazit

Gezieltes Trinken ist keine Nebensache – es ist Leistungsfaktor und Gesundheitsgarantie zugleich.

Gerade bei Hitze, langen Einheiten oder hoher Intensität entscheidet das „Wie“ über dein Durchhaltevermögen, deine Regeneration – und ob du deinen Körper schützt oder überforderst.

Trinke mit System – nicht mit Bauchgefühl.

Quellen:

1.Sawka, M.N. et al. (2007): American College of Sports Medicine position stand. Exercise and fluid replacement.

2.Thomas, D.T. et al. (2016): Position of the Academy of Nutrition and Dietetics: Nutrition and Athletic Performance.

3.Casa, D.J. et al. (2000): Preexercise hydration and physiological effects during exercise.

4.Shirreffs, S.M. (2005): The importance of good hydration for work and exercise performance.

5.Hew-Butler, T. et al. (2015): Statement of the 3rd International Exercise-Associated Hyponatremia Consensus Conference.