Einfluss der Chiropraktik auf den Muskeltonus – neurophysiologische Betrachtung
Einfluss der Chiropraktik auf den Muskeltonus – neurophysiologische Betrachtung
1. Was ist Muskeltonus?
Muskeltonus bezeichnet die Grundspannung eines Muskels in Ruhe – reguliert durch:
• Spinale Reflexe (z. B. Muskelspindel- und Golgi-Sehnenorgane)
• Supraspinale Zentren (v. a. Kleinhirn, Thalamus, Kortex)
• Propriozeptive Rückkopplung
2. Wie beeinflusst Chiropraktik den Tonus?
a) Über die spinale Ebene:
• Justierungen normalisieren afferente Reize aus der Peripherie (z. B. aus blockierten Facettengelenken).
• Dies wirkt auf den Alpha-Motoneuron-Reflexbogen.
• Folge: Senkung des überhöhten Muskeltonus oder – bei Hypotonus – Tonussteigerung.
b) Über supraspinale Zentren (ZNS):
• Studien zeigen: Nach einer Justierung verändert sich die Aktivität im motorischen Kortex und Kleinhirn.
• Dadurch wird die Ansteuerung der Muskeln präziser und symmetrischer.
• Es kommt zur Regulation von Muskelungleichgewichten (z. B. bei ISG-Dysbalancen, HWS-Fehlsteuerung).
3. Klinische Beobachtungen:
• Tonussenkung bei segmentaler Überreizung (klassisch: hypertoner Quadratus lumborum bei L5-BWS-Belastung)
• Tonussteigerung bei unterversorgten Muskelgruppen durch zentral verminderte Ansteuerung
• Tonusasymmetrien (z. B. Skoliosemuster, Atlasverschiebung) lassen sich oft normalisieren
4. Studienlage (Auswahl):
• Niazi et al. (2015, Spine Journal): Nach Justierung veränderte motorische Erregbarkeit und Muskelantwort.
• Haavik & Murphy (2012, J Electromyogr Kinesiol): EMG zeigt Verbesserung der neuromuskulären Kontrolle nach HWS-Korrektur.
• Suter et al. (2000, Eur J Appl Physiol): Reduktion der Reflexhyperaktivität nach lumbaler Justierung.
5. Fazit für deine Praxis:
Chiropraktik wirkt wie ein „Reset“ des Muskeltonus.
Je nach neurofunktioneller Situation kann sie:
• Überspannte Muskeln entspannen
• Fehlsteuerungen auflösen
• Hypotonie regulieren
• Symmetrie und Leistung verbessern
Ideal kombinierbar mit:
• TRICURO-Messung vor/nach Justierung
• EMG-Oberflächenmessung bei sportmedizinischen Fragestellungen
• Faszienarbeit und aktiver Stabilisierung im Anschluss


