Trinken unter sportlicher Belastung bei Hitze

Trinken unter sportlicher Belastung bei Hitze

Dienstag den 15.07.2025 wird ein Short Reel zu diesen Thema auf unserer YouTube Seite „physio.behnke“ um 18:00 Uhr veröffentlicht.

Donnerstag den 17.07.2025 wird ein ausführlicher Podcast auf unseren YouTube Channel „phyio.behnke“  veröffentlicht. 

Am Donnerstag wird auf dieser Webseite unter der Rubrik „Sport-Magazin“ eine ausführliche Abhandlung zusätzlich online gestellt 

Wie viel Erholung brauchen Hamstrings wirklich?

Wie viel Erholung brauchen Hamstrings wirklich?

Eine medizinische Betrachtung zur Belastungsregeneration der ischiokruralen Muskulatur

Einleitung

Die hintere Oberschenkelmuskulatur – bekannt als Hamstrings – zählt zu den am häufigsten verletzten Muskelgruppen im leistungs- wie auch im ambitionierten Freizeitsport. Ihre funktionelle Bedeutung in Sprint-, Sprung- und Beschleunigungsbewegungen macht sie zu einem zentralen Faktor in der Belastungssteuerung. Doch wie lange benötigen die Hamstrings nach intensivem Training zur vollständigen Regeneration? Diese Frage ist nicht nur trainingspraktisch relevant, sondern auch medizinisch bedeutsam – insbesondere zur Vermeidung von Mikrotraumata, Reizsyndromen oder strukturellen Läsionen.

Anatomie und Belastungsprofil der Hamstrings

Die ischiokrurale Muskulatur besteht aus:

•M. biceps femoris (Caput longum & breve),

•M. semitendinosus,

•M. semimembranosus.

Alle Muskeln sind biartikulär – sie wirken auf Hüfte und Kniegelenk.

Beim Sprinten kommt es zur exzentrischen Belastung in der Endphase der Schwungbeinbewegung – das heißt, der Muskel wird gedehnt, während er gleichzeitig Kraft erzeugen muss.

Diese Doppelbelastung ist ein biomechanisch hochriskantes Szenario.

Regenerationsverläufe & Studienlage

Eine aktuelle Studie (2024) aus dem Journal of Sports Sciences untersuchte die neuromuskuläre Erholung der Hamstrings nach hochintensivem Intervalltraining bei Fußballspielern.

DOI: 10.1080/02640414.2024.2386209

Zentrale Erkenntnisse:

•Die maximale isometrische Kraftleistung war auch 48 Stunden nach Belastung noch reduziert.

•Die Muskelschwellung und subjektive Spannung blieben bis zu 72 Stunden erhöht.

•Die Wiederherstellung verlief interindividuell sehr unterschiedlich, was eine pauschale Re-Belastung nach 24 Stunden kritisch erscheinen lässt.

Die Autoren warnen vor einem „Erholungstrugschluss“:

Subjektives Wohlbefinden ≠ muskuläre Belastbarkeit.

Medizinische Implikationen

Frühzeitige Wiederbelastung kann zu:

•verlängerten Entzündungsreaktionen (subklinische Myositis),

•Anstieg von CK, Myoglobin, ggf. LDH im Labor,

•erhöhtem Re-Rupturrisiko bei Vorschäden,

•neuromuskulärer Dysbalance (Verkürzungs- versus Tonusmuster).

Auch elektromyografische Studien zeigen, dass die Rekrutierungsfrequenz motorischer Einheiten noch Tage nach Belastung verändert bleibt.

Diagnostik & Prävention

Klinische Verlaufsbeobachtung: Tastbefund (Muskeltonus), Seitenvergleich, Palpationsschmerz, Längendehnung.

Laborparameter bei wiederkehrender Reizung:

•CK (Creatinkinase gesamt)

•Myoglobin (bei Mikrotrauma)

•CRP & Differenzialblutbild (zur Differenzierung entzündlicher Reaktionen)

•Magnesium, Kalium, Calcium (Elektrolytstatus)

Präventionsstrategien:

•Exzentrisches Training zur Verletzungsprophylaxe (z. B. Nordic Hamstring Curl)

•48–72 Stunden Erholung bei subjektiver Belastung

•Kombination aus Blackroll, Thermotherapie, leichter Mobilisation

•Laborgestützte Nachsorge bei Reizpersistenz oder Leistungsknick

Take Home Messages

•Hamstrings brauchen mehr als 24 Stunden, um sich neuromuskulär zu regenerieren.

•Ein subjektiv gutes Körpergefühl ist kein verlässlicher Marker für Belastbarkeit.

•Frühzeitige Re-Belastung erhöht das Risiko für strukturelle Folgeschäden.

•Individualisierte Regenerationspläne sollten in der Sportmedizin Standard sein, nicht Ausnahme.

Quellen:

1.J. of Sports Sciences (2024):

“Neuromuscular recovery after repeated sprints – a 72h observational study on elite soccer players”

DOI: 10.1080/02640414.2024.2386209

2.Askling et al. (2013):

“Hamstring muscle injuries – prevention and treatment recommendations.”

Scandinavian Journal of Medicine & Science in Sports.

3.Koulouris & Connell (2005):

“Hamstring muscle complex: an imaging review.”

Radiographics.

4.Fyfe JJ et al. (2013):

“Evidence for the use of Nordic hamstring exercise in injury prevention.”

British Journal of Sports Medicine.

Haarausfall infolge chronischer Selen-Zufuhr

Haarausfall infolge chronischer Selen-Zufuhr

Eine medizinische Kurzdarstellung

Einleitung

Selen ist ein essentielles Spurenelement, das als Bestandteil selenhaltiger Enzyme (z. B.—- Glutathionperoxidase) eine wichtige Rolle im antioxidativen Schutzsystem spielt. Es wird in therapeutischen Dosen zur Unterstützung der Schilddrüsenfunktion, Immunmodulation und in antioxidativen Protokollen eingesetzt. Eine chronisch erhöhte Selenaufnahme – meist durch Nahrungsergänzungsmittel – kann jedoch zu Selenose führen, deren charakteristisches Symptom unter anderem Haarausfall ist.

Pathophysiologie der Selenose und Haarverlust

Ein Selenüberschuss wirkt zelltoxisch durch:

Austausch von Schwefel durch Selen in Keratinen, wodurch die Strukturstabilität der           Haare gestört wird (Keratin enthält viele Disulfidbrücken)

Prooxidative Effekte bei Überdosierung, die oxidativen Stress in Haarfollikeln fördern

Hemmung der Mitose und Zellregeneration in schnell teilenden Strukturen wie                     Haarmatrixzellen

Lokale Entzündungsreaktionen in der Kopfhaut und gestörte Mikrozirkulation

Klinische Symptome der chronischen Selenose

• Diffuser oder fokal betonter Haarausfall (telogenes Effluvium)

Nagelveränderungen (brüchig, weißlich, deformiert)

Müdigkeit, Konzentrationsschwäche

Knoblauchartiger Geruch der Haut

Gastrointestinale Symptome, neurologische Beschwerden bei schwerer Belastung

Der toxische Schwellenwert liegt bei einer chronischen Aufnahme von >400 µg/Tag über Wochen oder Monate (WHO/EFSA).

Empfehlung zur Diagnostik

Vollblutselen (nicht nur Serumselen!) zur Einschätzung der Langzeitbelastung

• Ausschluss anderer Ursachen für Haarausfall (Schilddrüse, Eisen, Zink, Hormonstatus,       Stress)

Quellenangaben

1. Rayman, M. P. (2012). Selenium and human health. The Lancet, 379(9822), 1256–1268.

DOI: 10.1016/S0140-6736(11)61452-9

2. Yang, G. et al. (1989). Endemic selenium intoxication of humans in China. The American Journal of Clinical Nutrition, 37(5), 872–881.

https://doi.org/10.1093/ajcn/37.5.872

3. EFSA Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies (2006). Tolerable upper intake levels for vitamins and minerals. EFSA Scientific Committee.

https://www.efsa.europa.eu

4. Harth, W. (2010). Haarausfall – Ein interdisziplinäres Symptom. Deutsches Ärzteblatt, 107(38), A 1832–1838.

https://www.aerzteblatt.de/archiv/89171

Fazit: Ein übermäßiger und langanhaltender Konsum von Selen kann zu toxischen Wirkungen führen, die insbesondere das Haarwachstum beeinträchtigen. Bei diffuser Alopezie unter Nahrungsergänzungstherapie sollte Selen immer als potenzieller Auslöser abgeklärt werden. Eine frühzeitige Reduktion der Zufuhr führt häufig zur Reversibilität des Haarausfalls.

Wieviel Erholung brauchen deine Hamstrings wirklich?

Neues Reel am Dienstag, 18:00 Uhr

YouTube Channel: physio.behnke

Thema: Wieviel Erholung brauchen deine Hamstrings wirklich?

Verkürzte Regeneration, Muskelkater als Trainingsziel, Dauerbelastung ohne Pause – gerade bei den Hamstrings kann das schnell nach hinten losgehen.

Im neuen Reel erfährst du kompakt, warum zu viel Ehrgeiz oft zu weniger Leistung führt – und wie du es besser machst.

🎥 Reinschauen lohnt sich

Was ist ein Lipödem?

Was ist ein Lipödem?

Das Lipödem ist eine chronische, meist schubweise verlaufende Fettverteilungsstörung, die fast ausschließlich Frauen betrifft. Charakteristisch ist eine symmetrische Fettvermehrung an Beinen und/oder Armen, die nicht proportional zur allgemeinen Gewichtszunahme steht. Das Gewebe ist druckempfindlich, neigt zu blauen Flecken, und Betroffene berichten über ein Spannungsgefühl, Schmerzen und schwere Beine – unabhängig von Bewegung oder Tageszeit.

Im Unterschied zur Adipositas ist beim Lipödem nicht einfach eine Energieüberladung, sondern eine krankhafte Fehlregulation des Fettgewebes die Ursache. Das Lipödem wird oft verkannt, fehlgedeutet oder zu spät erkannt – mit teils erheblichen körperlichen und seelischen Folgen.

Ursachen und Pathomechanismus

Die genaue Ursache des Lipödems ist noch nicht vollständig geklärt. Es gilt als wahrscheinlich, dass hormonelle Faktoren (v. a. Östrogene) und eine genetische Prädisposition die zentrale Rolle spielen. Typischerweise tritt das Lipödem erstmals auf:

  • in der Pubertät,
  • während oder nach einer Schwangerschaft oder
  • in den Wechseljahren.

Studien zeigen strukturelle Veränderungen des subkutanen Fettgewebes:

  • Hypertrophie und Hyperplasie von Adipozyten
  • Vermehrte Kapillarpermeabilität → Flüssigkeitsaustritt ins Gewebe
  • Chronisch niedriggradige Entzündungsprozesse
  • Mikrozirkulationsstörungen mit verminderter Lymphtransportkapazität

Quellen:

  • Forner-Cordero I et al. (2012). Lymphatic and venous functionality in patients with lipedema. Angiology, 63(6), 509–515.
  • Herbst KL (2019). Rare adipose disorders (RADs) masquerading as obesity. Acta Pharmacol Sin, 40(10), 1241–1249.

Symptome und Diagnostik

Typische Merkmale des Lipödems:

Kriterium Beschreibung
Fettverteilung Symmetrisch an Beinen (Typ I–III) oder zusätzlich Armen (Typ IV)
Druckschmerz Häufig bereits bei leichtem Druck
Hämatomneigung Häufige blaue Flecken ohne erkennbaren Auslöser
Handschuh-/Fussspareffekt Hände und Füße bleiben ausgespart
Diätresistenz Lipödem-Fett reagiert kaum auf Kaloriendefizit
Ödemneigung abends Verstärkung bei längerem Stehen oder Sitzen

Die Diagnosestellung erfolgt klinisch und wird meist durch eine manuelle Untersuchung, Anamnese sowie ggf. bildgebende Verfahren wie Sonografie unterstützt.

Abgrenzung zu anderen Erkrankungen

Differenzialdiagnose Unterscheidungsmerkmal
Adipositas Fett verteilt sich gleichmäßig am ganzen Körper
Lymphödem Meist einseitig, beginnt distal (z. B. am Fußrücken)
CVI Zeichen der chronisch venösen Insuffizienz vorhanden
Lipohypertrophie Schmerzlos, keine Hämatomneigung, keine Ödeme

Therapieansätze – schulmedizinisch & naturheilkundlich

Es existiert keine kausale Heilung, doch viele symptomlindernde Maßnahmen:

1. Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE)

  • Manuelle Lymphdrainage
  • Kompressionstherapie
  • Bewegungstherapie unter Kompression
  • Hautpflege

2.Liposuktion (in ausgewählten Fällen)

  • V. a. bei starkem Leidensdruck und konservativ ausgereizter Behandlung
  • Muss sorgfältig mit Lymphödem-Risiko abgewogen werden

3.Naturheilkundliche Ergänzungen

  • Mikrozirkulationsförderung: z. B. Rotes Weinlaub, Rosskastanie, Bromelain
  • Entzündungsmodulation: Omega-3-Fettsäuren, Kurkuma, Quercetin
  • Lymphfluss-Stimulanzien: z. B. Mistelpräparate, Phytolacca, Schüssler-Salze Nr. 10 & 11
  • Leber-/Stoffwechselunterstützung: Bitterstoffe, z. B. Multiplasan Komplex 33

4.Infusionstherapien (z. B. bei starker Schmerz- und Ödembelastung)

  • Einsatz von Elektrolytlösungen, homöopathischen Komplexmitteln, ggf. Antioxidantien
  • Ziel: Entzündungshemmung, Gewebestabilisierung, Linderung von Druckschmerz
  • Nur unter professioneller Anleitung!

Rolle der Labordiagnostik

Gerade bei chronischem Lipödem ist es sinnvoll, regelmäßig Laborparameter zu überprüfen:

  • Entzündungsmarker (z. B. hs-CRP)
  • Leberwerte und Lipidstatus
  • Zink, Selen, Vitamin D, Omega-3-Index
  • Aminosäureprofil (z. B. Glutamin, Arginin, Glycin für Gewebestabilität)

Diese Werte liefern wichtige Hinweise zur Geweberegeneration, zur oxidativen Belastung und zur Therapiekontrolle.

Fazit: Mehr als nur ein kosmetisches Problem

Das Lipödem ist eine systemische Erkrankung, keine „Fettverteilungs-Laune der Natur“. Betroffene benötigen:

  • frühe Diagnosestellung,
  • multimodale Therapie,
  • und vor allem Verständnis für die Komplexität dieser Erkrankung.

Naturheilkundliche Maßnahmen können helfen, die Schulmedizin ergänzend zu entlasten, das Gewebe funktionsfähiger zu halten, entzündliche Schübe zu reduzieren und Lebensqualität zu steigern.

Quellen (Auswahl):

  • Herbst KL et al. (2019). Lipedema Fat and Signs and Symptoms. Obes Med
  • Forner-Cordero I et al. (2012). Angiology, 63(6), 509–515
  • Reich-Schupke S et al. (2017). S1-Leitlinie Lipödem
  • Cornely ME. (2014). Komplexe Entstauungstherapie – Grundlagen und Praxis.
  • Deutsche Gesellschaft für Phlebologie – Leitlinien

Kreatin zur Leistungssteigerung bei Radfahrern ohne Effekt

Kreatin zur Leistungssteigerung bei Radfahrern ohne Effekt

Studiendesign & Ergebnisse

  • Teilnehmer: 23 männliche U23-Profiradfahrer (Durchschnittsalter 19 ± 1 Jahre, VO₂max: 73,0 ± 4,6 ml/kg/min).
  • Intervention: Tägliche Einnahme von 20 g Kreatin über 7 Tage (einschließlich des Tages vor dem Trainingslager) in Kombination mit einem kohlenhydrat- und proteinhaltigen Recovery-Getränk. Die Kontrollgruppe erhielt dasselbe Getränk ohne Kreatin.
  • Messgrößen: Erholungsindikatoren (Hooper-Index, Sprunghöhe beim Countermovement Jump), Körperzusammensetzung, Leistungsparameter (10-Sekunden-Sprint, 3-, 6- und 12-Minuten-Zeitfahrten, kritische Leistung und W’).

Ergebnisse:

  • Das Trainingslager führte zu einer signifikanten Steigerung der Trainingsbelastung (+50 % Gesamttrainingszeit, +61 % Trainingsstressscore) und einer Zunahme von Ermüdungsindikatoren.
  • Die kritische Leistung sank um 3,8 %.
  • Es wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen der Kreatin- und der Placebogruppe in Bezug auf Erholung, Körperzusammensetzung oder Leistungsparameter festgestellt.

Interpretation:

Die Studie legt nahe, dass eine kurzfristige Hochdosis-Kreatin-Supplementierung (20 g/Tag über 7 Tage) keine signifikanten Vorteile für die Erholung oder Leistungsfähigkeit bei professionellen Radfahrern während intensiver Trainingsphasen bietet.

Die Autoren vermuten, dass die fehlende Wirkung auf die spezifischen Anforderungen des Ausdauersports zurückzuführen sein könnte, da Kreatin vor allem bei hochintensiven, kurzen Belastungen positive Effekte zeigt. Zudem könnte die einmal tägliche Einnahme im Gegensatz zu über den Tag verteilten Dosen weniger effektiv sein.

 Fazit:

Für Ausdauersportler wie Radfahrer scheint eine kurzfristige Hochdosis-Kreatin-Supplementierung keine signifikanten Leistungs- oder Erholungsvorteile zu bieten. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Kreatin-Supplementierung in diesem Kontext möglicherweise überdacht werden sollte.