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Neuroathletiktraining – Neurozentrierte Leistungsoptimierung in der Sportmedizin

Neuroathletiktraining – Neurozentrierte Leistungsoptimierung in der Sportmedizin

  1. Einleitung

Neuroathletiktraining (NAT) hat in den letzten Jahren an Popularität gewonnen, insbesondere durch den Einsatz im Spitzensport (z. B. Deutsche Fußballnationalmannschaft 2014). Es basiert auf der Annahme, dass das Nervensystem der primäre Steuerungsmechanismus für Bewegung, Kraftentfaltung und Koordination ist – und gezielt trainiert werden kann.

Die neurozentrierte Trainingsmethodik bezieht sich auf die Verbesserung der Informationsverarbeitung im zentralen und peripheren Nervensystem. NAT beansprucht, über Augen, Gleichgewichtssystem und propriozeptive Reize unmittelbare Veränderungen in Bewegungsausführung und Leistungsfähigkeit hervorzurufen.

  1. Physiologische Grundlagen

Neuroathletiktraining basiert auf dem Input–Integration–Output-Modell des Gehirns:

  • Input: visuelle, vestibuläre und propriozeptive Informationen
  • Integration: Verarbeitung dieser Reize in spezifischen Hirnarealen
  • Output: motorische Reaktion, Muskelaktivierung, Bewegungsausführung

Zentrale Zielstrukturen sind:

  • Kleinhirn (Cerebellum): Koordination, Bewegungskorrektur
  • Vestibulärsystem: Gleichgewicht, Raumorientierung
  • Primärer somatosensorischer Kortex: Körperwahrnehmung
  • Motorischer Kortex: Bewegungsplanung und -ausführung 
  1. Wirkmechanismen (theoretisch und praktisch):
  • Verbesserung der sensorischen Genauigkeit (z. B. Augenfolgebewegungen, Tiefensensibilität)
  • Senkung von Schutzspannungen und motorischer Inhibition durch gezielte Reize
  • Neuromodulation über reflektorische Bahnung (z. B. periphere Mobilisation → zentraler Output)
  • Verbesserung der Bewegungsqualität durch schnelle sensorische Rückmeldung
  1. Evidenzlage

Die wissenschaftliche Evidenz ist aktuell begrenzt, aber wachsend. Einige Schlüsselstudien und Reviews zeigen:

  • Schmidt et al. (2020, J Sports Sci Med): Verbesserung der Bewegungsökonomie durch visuelles und vestibuläres Training bei Fußballspielern.
  • Zemková et al. (2017): Neurokognitive Trainingsreize verbessern Gleichgewicht und Reaktionsfähigkeit im Athletikbereich.
  • Herzog et al. (2022, Front Hum Neurosci): Elektrophysiologische Marker zeigen verbesserte sensorische Verarbeitung nach vestibulär-spezifischem Training.
  • Grooms et al. (2015, J Athl Train): Integration sensomotorischer Trainingsreize (visuell & propriozeptiv) senkt Verletzungsrisiken, z. B. bei ACL-Rupturen.

Fazit der Literatur: Keine einheitliche Definition von NAT, hohe interindividuelle Varianz, aber vielversprechende Ergebnisse in Bereichen wie Reaktionszeit, Bewegungskontrolle, Schmerzmodulation und postoperativer Rehabilitation.

  1. Anwendung in der Praxis

Indikationen:

  • Posttraumatische Instabilität (z. B. OSG, Knie)
  • Bewegungsschmerz mit unklarer Ursache
  • „Nicht-lineare“ Beschwerden bei Leistungssportlern
  • Verbesserung von Reaktionszeit und Gleichgewicht (auch im Alter)

Methoden (Beispiele):

  • Ziel- und Blickstabilisationstraining (VOR, Smooth Pursuits)
  • Kopf-in-Raum-Testungen und vestibuläre Mobilisation
  • Koordinative Aufgaben mit kognitiver Überlagerung
  • Propriozeptive Triggerübungen (Zungendruck, Gelenkpressen etc.)

Kontraindikationen / Caveats:

  • Nicht jede Reaktion ist klinisch interpretierbar
  • Reizüberflutung möglich – dosierte Anwendung nötig
  • Integration in konventionelles Training sinnvoll
  1. Fazit

Neuroathletiktraining bietet einen innovativen, neurozentrierten Zugang zur Leistungsoptimierung und Rehabilitationsbegleitung.

Auch wenn die Evidenzbasis noch im Aufbau ist, liefert es wertvolle Impulse zur Individualisierung des Trainings und zur Aktivierung „vergessener“ neuronaler Steuerungselemente.

Empfehlung: Einsatz nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung in einem multimodalen sportmedizinischen Setting.

Literatur / Quellen (Auswahl):

  1. Grooms DR et al. (2015). “Neuroplasticity following anterior cruciate ligament injury: A framework for visual-motor training in rehabilitation.” J Athl Train, 50(5): 511–517.
  2. Schmidt T, et al. (2020). “Effects of Visual–Vestibular Training on Soccer-Specific Performance Parameters.” J Sports Sci Med, 19(3): 549–557.
  3. Zemková E et al. (2017). “Balance control and cognitive performance improvement by dual-task training.” J Sports Med Phys Fitness, 57(5): 659–667.
  4. Herzog T et al. (2022). “Sensory adaptation through vestibular-focused training: evidence from EEG markers.” Front Hum Neurosci, 16:845174.
  5. Furrer M et al. (2015). “Sensorimotor Training for Injury Prevention in Sports: A Review.” Sportverletz Sportschaden, 29(4): 203–209.

 

Massagepistolen – Vorteile und Risiken

Massagepistolen: Vorteile und Risiken in     der Behandlung

Massagepistolen sind in Denk letzten Jahren immer beliebter geworden und versprechen schnelle Schmerzlinderung und eine verbesserte Regeneration nach dem Training. Doch was steckt wirklich hinter diesen Geräten? Lassen Sie uns die Vor- und Nachteile genauer unter die Lupe nehmen.

Vorteile von Massagepistolen

  • Schnelle Schmerzlinderung: Durch die perkussive Massage können Verspannungen schnell gelöst werden, was zu einer deutlichen Schmerzminderung führt.
  • Verbesserte Durchblutung: Die Vibrationen der Massagepistole fördern die Durchblutung der Muskeln, was die Regeneration beschleunigt und die Leistungsfähigkeit steigert.
  • Erhöhte Beweglichkeit:Regelmäßige Anwendung kann dazu beitragen, die Beweglichkeit der Gelenke zu verbessern und Verklebungen im Gewebe zu lösen.
  • Stressabbau: Die Massage kann entspannend wirken und den Stresspegel senken.

Risiken und Nebenwirkungen

  • Verletzungsrisiko: Eine unsachgemäße Anwendung kann zu Prellungen, Blutergüssen oder sogar zu Schäden an den Nerven führen.
  • Verschlimmerung von Entzündungen: Bei akuten Entzündungen oder Verletzungen kann die Massage die Beschwerden verschlimmern.
  • Überbeanspruchung: Eine zu lange oder zu intensive Massage kann zu einer Überbeanspruchung der Muskulatur führen.
  • Nicht für jeden geeignet: Personen mit bestimmten Erkrankungen, wie z.B. Osteoporose oder Blutgerinnungsstörungen, sollten vor der Anwendung einen Arzt konsultieren.

Wann sollte man eine Massagepistole nicht verwenden?

  • Bei akuten Schmerzen: Bei frischen Verletzungen oder akuten Entzündungen sollte die Massagepistole nicht angewendet werden.
  • Über offenen Wunden: Offene Wunden oder Hautreizungen sollten nicht massiert werden.
  • Bei bestimmten Erkrankungen:Personen mit Herzschrittmachern, Thrombose oder anderen Erkrankungen sollten vor der Anwendung ihren Arzt fragen.
  • Während der Schwangerschaft:Schwangere sollten während der Schwangerschaft vorsichtig sein und ihren Arzt um Rat fragen.

Tipps für die sichere Anwendung

  • Vor der Anwendung aufwärmen:Ein leichtes Aufwärmen der Muskulatur durch ein kurzes Cardio-Training oder eine leichte Dehnung ist empfehlenswert.
  • Langsam beginnen: Beginnen Sie mit einer niedrigen Intensität und steigern Sie diese langsam.
  • Nicht über Knochen oder Gelenke massieren: Vermeiden Sie es, die Massagepistole direkt auf Knochen oder Gelenke anzuwenden.
  • Pausen einlegen: Machen Sie regelmäßig Pausen, um eine Überbeanspruchung der Muskulatur zu vermeiden.

Fazit:

Massagepistolen können ein wertvolles Werkzeug zur Regeneration und Schmerzlinderung sein, wenn sie richtig angewendet werden. Es ist jedoch wichtig, die Risiken zu kennen und die Anwendung an die individuellen Bedürfnisse anzupassen. Bei Unsicherheiten sollte immer ein Arzt oder Physiotherapeut konsultiert werden.

Hinweis: Dieser Text dient lediglich zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle medizinische Beratung.

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Das Praxisteam wünscht euch bei der Ötztal Radrundfahrt viel Spaß und Erfolg. Wir sind auf eure Berichte und Eindrücke gespannt